von Christa Schyboll –
Die Hundert hätte sie bald vollgehabt. Die Queen. Nun Tränen bei den Monarchisten und Antimonarchisten – aus jeweils umgekehrten Gründen. Eine Ausnahmefrau, mit Glanz, Glorie, Skandalen, Schmerzen, Unerträglichem, das dennoch ertragen werden musste, eisern nicht nur auf dem Pferd, sondern auch familiär, politisch irgendwie, ein bisschen, Trauer hinterlassend, vielleicht persönlich auch froh darüber sein: Es ist geschafft! Dieses ungewöhnlich, unersättliche Leben, das so schicksalhaft nach ihr griff, dass sie ergriff, fest in kleinen Fäusten hielt, vieles wohl auch verdrängend, verharmlosend müssend, dennoch klaren Blickes all diese Zustände sehen, auch jene, die sie selbst inszenierte, herbeiführte oder vielleicht auch wieder klärte. 96 Jahre, die alles von ihr verlangten, Verletzungen, Blamagen, Schmerz, Schönheit, Eifersucht, Sorgen um, um, um… wie viele schlaflose Nächte in diesem ihrem königlichen Fastvolljahrhundert…
Tja, die Queen… – die kleine große Queen. Alt, zäh, reif, ungebrochen – und dennoch endlich, wie alle Lebewesen.
Und nun ist sie tot.
Doch was heißt schon tot!
So wie ihre von ihr wenig geliebte daughter in law weiterlebt, wird sie es auch. Königlicher Tod ist eben noch relativer als untertäniger Tod.
Was sie er- und getragen hat? Respekt davor! – bei allem was sie damit richtig und falsch machte. Was sie gut oder erst gar nicht machte.
Aber sie machte. Selbst im Nichttun. Und wie!
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