Jürgen Trittin, politisches Urgestein der Grünen, hat in diesen Tagen eine Autobiografie vorgelegt, in der er über sein Leben und seine Zeit bei den Grünen berichtet. Klaus Jacobsen hat dieses Buch gelesen und eine kleine Rezension verfasst. Während Angela Merkel ihr Buch "Freiheit" mit viel medialer Begleitung und der damit verbundenen Aufmerksamkeit bewirbt, ist dieses Trittin-Buch, so unsere Beobachtung, ein Buch unter vielen und in den Buchläden nicht annähernd so prominent platziert.
Eine Buchbesprechung von Klaus Jacobsen
Jürgen Trittin beendet sein langjähriges politisches Wirken mit einem fulminanten Wurf: In seiner politischen Autobiografie ALLES MUSS ANDERS BLEIBEN geht er weit über das grüne Kernthema der Ökologie hinaus. Vielmehr wartet er auf mit einem spannendem Parforceritt durch mehrere Jahrzehnte der politischen Umbrüche in Deutschland und der Welt.
Gleichberechtigt zur Ökologie gibt er den Themen Gerechtigkeit, Demokratie und Friedenssicherung umfassend Raum, stellt sie als seine zentralen persönlichen Anliegen dar. Spannend liest sich das Kaleidoskop der politischen Konstellationen, sein Rückblick auf das eigene Wirken sowie die heutige Sicht auf zahlreiche Persönlichkeiten. Hier ist er teilweise radikal und selbstbewußt, dann wieder nachdenklich und durchaus selbstkritisch. Einschätzungen politischer Gegner sind niemals herabsetzend oder persönlich verletzend.
Er benennt die interessengeleiteten Verfehlungen von vermeintlich moralisch überlegenen Demokratien ( Chile 1973 oder Irak 2003 ) genauso wie problematische autokratische Entwicklungen, wobei er wesentliche Gedanken zur Aufgabe von Europa im globalen Wettstreit der Zukunft entfaltet . Eine grüne Politik kann demnach Sicherheit und Wohlstand sichern und Antworten auf die globalen Krisen geben. "Nur wenn wir die Wirklichkeit grundlegend verändern, wird das bleiben, was uns wichtig ist: ein lebenswertes Leben der Gattung Mensch. Deshalb muss alles anders bleiben." *
Sein eingangs genannter großer Wurf gelingt ihm als persönliches Manifest, in dem er glaubhaft macht, dass nur durch Veränderung, die nicht vor der Bereitschaft zur eigenen Veränderung Halt macht, globalen Problemen wie Ungleichheit, Krieg oder Klimakrise begegnet werden kann. Er beendet seine Autobiografie mit den Worten: "Ich hoffe, die Bereitschaft zur Veränderung hört mit 70 Jahren nicht auf. Auch Jürgen Trittin wird anders bleiben." **
Zitate * und **: Jürgen Trittin, ALLES MUSS ANDERS BLEIBEN, Droemer Verlag September 2024, Seiten 367 und 375