Biden, Beck und Baerbock

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von Max Michels von den Beatagenten –
Donald Trump hat es offensichtlich inzwischen zähneknirschend zugeben müssen: In den USA hat sein Herausforderer Joe Biden die Wahl zum Präsidenten gewonnen. Auf den ersten Blick: Dem Himmel sei Dank! 
Nun ja, mir fällt trotzdem ein: Die Westen der Herren mögen die Farbe wechseln, weiß waren sie ohnehin nie, aber entscheidend ist, was drinsteckt. Und mal ganz ehrlich: An der Kriegsfront war es ein paar Jahre relativ ruhig und deshalb wage ich zu vermuten, dass es eben im Wesentlichen diese Tatsache und nicht ausschließlich des Herrn Trump seltsame und wirre Tweets die Steine des Anstoßes waren für das amerikanische Establishment, von manchem auch "militärisch-industrieller Komplex" genannt. Gleichwohl soll dies kein Statement für einen Verbleib dieses Herrn im Weißen Haus sein. 

Nun beginne ich mich zu fragen, wie lange es wohl dauern mag, bis Mr. Biden mit seinen Hufen scharrt und beginnt, wieder mit dem Säbel zu rasseln? Erste Anzeichen scheint es bereits zu geben. Eskortiert von Hillary Clinton fordert er den Wechsel ein: Amerika sei bereit, "wieder zu führen", heißt es im Schweizer Infosperber: "… Denn 'das internationale System, das die Vereinigten Staaten einst so sorgfältig konstruiert' hätten, drohe gerade aus den Fugen zu geraten – 'coming appart at the seams'; dies wegen der vierjährigen Herrschaft Trumps." [1]

Wie hält er es Mr. Biden mit Putin? Und was wird mit Nord-Stream II passieren? Nur mal so als Frage. Der transatlantische Spießgeselle und einer der Anwärter auf den CDU-Vorsitz Norbert Röttgen, der bei Anne Will zur Causa Nawalny sehr früh ins Spiel gebracht hatte, dass nun selbstverständlich Nord-Stream2 gecancelt werden müsse, wird sich die Hände reiben und sich von einem besseren Verhältnis zur amerikanischen Administration einiges versprechen. Go West! Oder ist das jetzt Werbung? 

Neulich stolperte ich über einen Beitrag von Volker Beck, einem Bündnis-Grünen, der in einem Gastbeitrag für das Blogportal "Starke Meinungen" schreibt: "Es liegt Weisheit in dem alten lateinischen Sprichwort 'Si vis pacem para bellum' ('Wenn du Frieden willst, bereite Krieg vor.') Wir sollten Joe Biden und Kamala Harris den Erfolg beim Zwei-Prozent-Ziel gönnen, um auch den USA zu zeigen, dass Augenhöhe sich auszahlt. Deutschland muss transatlantisch mehr Verantwortung übernehmen. Wir haben Obama bei diesem Thema hängen lassen. Das sollte wir bei Joe Biden nicht wiederholen. Die Chance für eine transatlantische Renaissance dürfen wir nicht ungenutzt verstreichen lassen." [2]

Eine sich auf Augenhöhe befindliche "transatlantische Renaissance" ist es also, wenn wir – in Erinnerung an Hannes Wader und dessen Arschkriecher-Ballade – schon mal vorauseilend hinter denen stehen, die den Traum vom Weltpolizisten immer noch nicht aufgegeben haben. Ich wage mir gar nicht vorzustellen, dass die Grünen nach der nächsten Bundestagswahl gemeinsam mit der CDU an einem Tisch sitzen und singen: "Si vis pacem para bellum". Irgendeine Melodie wird sich dafür schon finden lassen. Und um es in Umkehrung des Wortes von Helmut Kohl zu sagen, dass es darauf ankomme "… was hinten rauskommt": Entscheidend ist, was hinten reingeht … 

In ein ähnliches – wenn auch eher europäisches – Horn und vielleicht auch mehr an die Adresse der CDU gerichtet, stößt auch die grüne Frontfrau Annalena Baerbock. So heißt es in der Berliner Zeitung unter Berufung auf einen Bericht in der Süddeutschen Zeitung: "Die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock hat sich offen dafür gezeigt, über höhere Ausgaben für Verteidigung und Bundeswehr nachzudenken: 'Es fehlen Nachtsichtgeräte zum Üben, von Flugstunden ganz zu schweigen. Wir müssen uns da ehrlich machen. Ja, in manchen Bereichen muss man mehr investieren, damit Gewehre schießen und Nachtsichtgeräte funktionieren', sagte Baerbock der 'Süddeutschen Zeitung'. Für den Fall einer grünen Regierungsbeteiligung kündigte die Grünen-Chefin Gespräche mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron an, auch über robuste europäische Militäreinsätze. 'Einfach wird das nicht. Aber wir dürfen uns nicht wegducken', sagte sie." [3] 

Schöne Aussichten also für künftige Zeiten, wenn erst mal auch alle Soldaten gegen Corona geimpft sein werden und also für "robuste europäische Militäreinsätze" gerüstet sind. Ganz im Sinne des ehemaligen deutschen Verteidigungsministers Peter Struck und dessen Worten von der "Verteidigung unserer Freiheit am Hindukusch". Und es ist wohl kaum zu befürchten, dass sich Peter Struck ob solcher Sätze von Frau Baerbock im Grabe herumdrehen wird. Bei Petra Kelly bin ich mir da nicht so sicher. 

[1] https://www.infosperber.ch/Artikel/Politik/US-Demokraten-pochen-auf–erneute-Welt-Fuhrerschaft-Amerikas/&g=ad?fbclid=IwAR3tpFwweR4S0USOPSwowoNgmcnzkNt-Qk9_FiIAHxfydw8lpue7nSWGR2w
[2] https://starke-meinungen.de/blog/2020/11/08/die-transatlantische-renaissance-gibt-es-nicht-zum-nulltarif
[3] https://www.berliner-zeitung.de/news/baerbock-will-bundeswehr-staerken-li.122540

1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

  • WOLFGANG PÜSCHEL
    4. Februar 2021 13:43

    Nimmt man die Realität auf den Arm? Oder nimmt die Realität uns auf den Arm?
    Es gilt die Tretminen in Afghanistan wegzuräumen. Und zwar so schnell wie möglich.
    Dafür ist sicherlich ein deutscher Soldat im Jahr 2021 tauglich – oder?!
    Es gilt radikal weltweit die Rüstungsspirale auszuhebeln und natürlich in den kommenden 10 Jahren radikal ABZURÜSTEN. Den ganzen Mist der Vergangenheit entsorgen. 10 Jahre dürften dafür ausreichen.

    Mit Blick auf den KLIMAWANDEL wird es höchste EISENBAHN dass wir aus dem Narrenhaus ein Paradies gestalten.

    Heitere Grüße
    Wolfgang Püschel
    Germany
    4.2.2021

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